47. Landessporttag

Der 47. Landessporttag des LandesSportBundes (LSB) Niedersachsen fand in einer für die niedersächsische Sportorganisation einmaligen historischen Phase statt: Zum Ende der Corona-Pandemie sehen sich Sportvereine, Sportbünde und Landesfachverbände bereits mit ersten Auswirkungen der Energiekrise und den Folgen der Zunahme geflüchteter Menschen in Niedersachsen konfrontiert. Die 297 anwesend Delegierten haben mit ihren Beschlüssen dieser Situation Rechnung getragen und damit auch den bisherigen sportpolitischen Kurs des LSB – Bewährtes mit Neuem zu verbinden und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Landespolitik zu pflegen – bestätigt:

  • Die Ehrung des ehemaligen LSB-Präsidenten Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach mit Goldenen Ehrennadel mit Brillanten mit Ehrenbrief des LSB und seine Ernennung zum LSB-Ehrenpräsidenten
  • Die Wahl des bisherigen LSB-Vizepräsidenten André Kwiatkowski zum Nachfolger von Dr. Umbach.
  • Die Wiederwahl der bisherigen LSB-Vizepräsidentin Maria Bergmann und der LSB-Vizepräsidenten Michael Koop und Christian Röhling sowie als neue LSB-Vizepräsidentin Dr. Sabrina Rudolph
  • Der Beschluss über die „Strategischen Ziele 2030 des LSB“
  • Der Beschluss über den Haushaltsplan 2023 für die Teilhaushalte des LSB und den OSP

Würdigungen für Dr. Umbach

„Die Präsidentschaft von Dr. Umbach war eine gute Zeit für den LSB, sie war die prägendste Zeit für den LSB Niedersachsen.“ Mit diesen Worten bereitete der LSB-Vorstandsvorsitzender Reinhard Rawe das Feld für die Würdigungen aus dem Sport für den 77-Jährigen: Der DOSB-Präsident Thomas Weikert ehrte sein Wirken im nationalen Rahmen mit der goldenen Ehrennadel des DOSB. Der LSB würdigte ihn auf Beschluss des Präsidiums mit der Goldenen Ehrennadel mit Brillanten mit Ehrenbrief des LSB. Präsentiert wurde zudem die vierte LSB-Schmuckpalette, die LSB-Mitgliedsvereine für verdienstvolle Vereinsarbeit in den Abstufungen 100, 125 und 150 Jahre erhalten. Die neue „Wolf-Rüdiger Umbach Plakette“ würdigt die 175jährige Vereinsarbeit und wurde vom aktuellen Präsidium beschlossen.

Und schließlich ernannte der Landessporttag auf Vorschlag des Präsidiums Dr. Umbach zum LSB-Ehrenpräsidenten. Für das Land Niedersachsen überreichte Stephan Manke, Staatssekretär aus dem Ministerium für Inneres und Sport ein Niedersachsenross aus Porzellan. Dr. Umbach habe u.a. mit der Etablierung einer neuen Führungsstruktur für den LSB, eine landesweite hauptberufliche Geschäftsstellen-Struktur oder dem Neubau des LOTTO Sportinternates nachhaltige Akzente gesetzt.

In einem Video mit Grußworten zum Abschied von Dr. Umbach haben Weggefährten wie u.a. der Nds. Minister für Inneres und Sport Boris Pistorius, der Präsident des Nds. Turner-Bundes Heiner Bartling, die ehem. Präsidentin des SSB Hannover Rita Girschikofsky und der ehemalige Wirtschaftsminister Walter Hirche von ihren gemeinsamen Aktivitäten für den niedersächsischen Sport berichtet. „Ich danke Allen, mit denen ich den LSB zum Wohle des organisierten Sports weiterentwickeln konnte. Der LSB ist für die Zukunft gut aufgestellt“, äußerte Dr. Umbach sichtlich bewegt. Die 42 Jahre ehrenamtlichen Engagements seien eine enorme Bereicherung für ihn gewesen, auch weil er vielen herausragenden Menschen begegnet sei.

Sport als Kultur- und Sozialgut

Ausgehend von seinem Verständnis von Sport als Kulturgut und Sozialgut erläuterte der Sportwissenschaftler Dr. Sven Güldenpfennig die Aufgabe, die Sportpolitik hat: Freiheitsräume zu schaffen, in denen sich die Potenziale des Sports entfalten und sportgerechte Spitzensport-Ereignisse gelingen können. Zur Sicherung der Existenz- und Zukunftsfähigkeit sei der Sport angewiesen auf starke Partnerschaften auch in der Politik. Dies gelte es beim alltäglichen sportpolitischen Handeln zu beachten. Dem LSB bescheinigte Dr. Güldenpfennig, mit einer realistischen und zugleich dezidierten Sportpolitik wichtige Erfolge erzielt zu haben.

Bericht des Präsidiums

Dr. Umbach dankte den Führungskräften in Vereinen, Sportbünden und Landesfachverbänden, sich so vielfältig für geflüchtete Menschen aus der Ukraine eingesetzt zu haben. Mit Blick auf die aktuell steigenden Zahlen geflüchteter Menschen in Niedersachsen bot er den Landkreisen, Städten und Gemeinden erneut an, dass der Sport vor Ort mit ihnen nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten suchen wolle, um den Vereins- und Schulsport nach Möglichkeit aufrecht erhalten zu können. Die Sicherung des Kinder- und Jugendsports stehe für den LSB und seiner Sportjugend in der aktuellen Phase besonders im Fokus. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Startklar-Programme verlängert werden. Kinder und Jugendliche brauchen die Sport- und Bewegungsangebote, das hat die große Nachfrage nach unseren Förderprogrammen gezeigt.“

Sportstättenbau

Positive Botschaften konnte der Präsident für den Sportstättenbau mitteilen: „Alle vorliegenden Anträge für das Jahr 2022 konnten von uns positiv beschieden werden. Das war nur möglich, weil wir drei Millionen Euro zusätzlich aus dem Corona-Sonderprogramm zur Unterstützung der Mitgliedergewinnung von Sportvereinen erhalten haben. Insgesamt hat der LSB für 2022 für fast 900 Baumaßnahmen 15,3 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Das ist die höchste Fördersumme, die es jemals gegeben hat.“ Dem Koalitionsvertrag habe der LSB mit großer Zustimmung entnommen, dass das 2022 auslaufende Sportstättensanierungsprogramm über ein weiteres mehrjähriges Investitionsprogramm fortgesetzt werden solle. Darüber hinaus werde der LSB nach der geplanten Verabschiedung des Nachtragshaushalts durch den Landtag am 30. November, in dem auch besondere Unterstützungsleistungen für Sportverbände und -vereine zur Bewältigung der Energiekrise enthalten sind, über mögliche weitere Unterstützungen von Sportstättenbaumaßnahmen aus diesem Sonderprogramm zu entscheiden haben. „Die grundsätzliche Möglichkeit ist vorgesehen!“

Bewältigung der Energiekrise

Die sportpolitische Lobbyarbeit des LSB sei auch bei der Frage, wie die Energiekrise zu bewältigen sei, erfolgreich gewesen. Dr. Umbach hat dabei insbesondere auf die vom Land angekündigten 30 Mio. Euro zur Bewältigung der Energiekrise verwiesen und an den Energiegipfel mit dem Sportminister erinnert. Mit dem Ministerium für Inneres und Sport erarbeite der LSB aktuell die konkreten Unterstützungsleistungen. „Laut Auswertung der niedersächsischen Ergebnisse der DOSB-Umfrage zur Energiekrise sehen sich knapp die Hälfte der Sportverbände und -vereine mit starken Auswirkungen auf ihre Organisation konfrontiert. Die drei meistgenannten Folgen sind dabei Mitgliederrückgang, Rückgriff auf Rücklagen sowie fehlende Mitgliedergewinnung bei natürlicher Fluktuation. Die Parallelen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie sind offensichtlich, allerdings geben die Befragten eine Verdopplung der Schwere der Folgen der Energiekrise an.“

Vor diesem Hintergrund seien die Entlastungen von Bund und Land eine dringend notwendige Stütze für Vereine und Verbände zur Überwindung dieser Herausforderungen. Das Präsidium sei überzeugt, dass der Sport mit den angekündigten Unterstützungen die Krise überstehen werde. Die vom Haushaltsausschuss des Bundes in der letzten Woche beschlossene Aufstockung der Ausgaben im Bundeshaushalt 2023 um über 400 Mio. Euro für den Sport sei neben den schon beschlossenen Entlastungen in der Energiekrise ein weiteres starkes Signal der Politik an die deutschen Sportvereine und -verbände.

Dr. Umbach weiter: „Doch eines ist auch klar: Wir werden diese Krise nicht allein durch die Unterstützung des Staates durchstehen können. Deshalb bin ich froh über die vielen Einspar-Maßnahmen, die Sportvereine umsetzen, ohne ihren Sportbetrieb einzustellen. Der Sport ist stark und bleibt stark!“

Sicherer Sport

Der LSB habe, so Dr. Umbach, in diesem Jahr auch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftspolitischen Thema „Sicherer Sport“ geleistet: Gemeinsam mit 16 Landesfachverbänden, dem Olympiastützpunkt Niedersachsen und dem LOTTO-Sportinternat habe der LSB das Präventionskonzept für den Leistungssport am Standort Hannover unterzeichnet, das am 1. Januar 2023 in Kraft treten werde.

Autonomie des Sports

Dr. Umbach hat an die Autonomie des Sports als ein hohes Gut und das Subsidiaritätsprinzip als Grundlagen des Zusammenwirkens von Sport und Politik erinnert und angekündgt, dass das neue LSB-Präsidium dem Landessporttag 2023 eine Beitragsanpassung für die LSB-Mitgliedsbeiträge mit Wirkung zum 1. Januar 2025 mit einer dreijährigen Bindungsfrist empfehlen wird.

Für den Wirtschaftsbeirat hat dessen Vorsitzender Walter Kleine angekündigt, dass sich dieser im kommenden Jahr in einer Sondersitzung mit dem Thema „Auswirkungen einer Beitragserhöhung auf Vereine“ befassen und die Ergebnisse dem Präsidium vorstellen werde.

Wahlen zum neuen Präsidium

Die Delegierten haben beim 47. Landessporttag André Kwiatkowski zum Nachfolger für Dr. Umbach gewählt. Er setzte sich mit großer Mehrheit gegenüber seiner Mitbewerberin um das Amt, Dagmar Ernst, durch.

In ihren Positionen wiedergewählt worden sind die Vizepräsidentin Maria Bergmann sowie die Vizepräsidenten Christian Röhling und Michael Koop. Neu in das Präsidium gewählt worden ist die Vizepräsidentin Dr. Sabrina Rudolph. Durch ihre Ämter gesetzt und nicht zur Wahl standen die weiteren Präsidiumsmitglieder: Jörn Leiding als Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Sportbünde, Michael S. Langer als Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Landesfachverbände, Reiner Sonntag als Vorsitzender der Sportjugend Niedersachsen sowie der LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe und der stellv. Vorstandsvorsitzende Marco Lutz.

Finanzpolitische Beschlüsse

Der 47. Landessporttag hat die Teilhaushalte für den LSB und den OSP des LSB-Haushaltsplans 2023 im Volumen von rund 60 Mio. Euro beschlossen. In Vorbereitung ist eine neue LSB-Förderrichtlinie, um die vom Land angekündigten 30 Mio. Euro zur Bewältigung der Energiekrise m Rahmen des Nachtragshaushaltes des Landes ab Anfang 2023 bereitzustellen. Die Sportjugend Niedersachsen hatte ihren Teilhaushalt für 2023 über rund 3 Mio. Euro auf ihrer Vollversammlung bereits beschlossen.

Der Landessporttag hat zudem den Jahresabschluss 2021, das Jahresergebnis 2021 sowie die Ergebnisverwendung 2021 des LSB.

Der Landessporttag hat ferner eine Änderung der Finanzordnung beschlossen, damit bei Dienstreisen innerhalb der Sportorganisation von nun an für die Wegstreckenentschädigung die Niedersächsische Reisekostenverordnung gilt.

Strategische Ziele 2030

Der Landessporttag hat die „Strategischen Ziele 2030 des LSB“ beschlossen. Darin sind die die drei Leitziele Vereins- und Verbandsentwicklung sowie für den LSB als gesellschaftlicher Akteur definiert und die Aufgaben des LSB zur Umsetzung formuliert. Im Jahr 2019 hat der LSB-Vorstand auf Anregung des Präsidenten ein Projekt eingerichtet mit dem Ziel, eine LSB-Strategie 2030 zu entwickeln. Als Steuerungsgruppe wurde das Präsidium eingesetzt. Im Januar
und Februar 2022 wurden die vorliegenden Ergebnisse in drei Konferenzen mit Vertreterinnen und Vertretern der Sportbünde, der Landesfachverbände und mit den Mitarbeitenden der LSB-Geschäftsstelle beraten. Im September fanden drei Vereinsdialoge mit rund 170 Vertretungen von Sportvereinen statt. Insgesamt wurden in dem Beteiligungsprozess drei Leitziele und 20 Teilziele intensiv beraten und geschärft. Das Präsidium hatte bereits in seiner Juni-Sitzung die Arbeitsergebnisse der gemeinsamen Beratung des Arbeitsausschusses „LSB-Strategie 2030“ und der Präsidialkommission „Sportorganisationen vor Ort“ und den von der Projektgruppe vorgeschlagenen weiteren Weg bestätigt

Aufnahmeantrag des Nds. Bogensport Verbandes

Und schließlich hat der Landessporttag festgestellt, dass es sich bei dem aufnahmeersuchenden Niedersächsischen Bogensport Verband e.V. um einen konkurrierenden Verband zum LSB-Mitglied Schützenbund Niedersachsen e.V. gemäß der LSB-Aufnahmeordnung handelt. Beide Verbände müssen nun in den kommenden zwei Jahren das Mit- und Nebeneinander klären.

 

Pressemitteilung des LSB Niedersachsen vom 19. November 2022

Das neue LSB-Präsidium: Maria Bergmann, Dr. Sabrina Rudolph, Christian Röhling, Jörn Leiding, André Kwiatkowski, Reiner Sonntag, Michael S. Langer, Michael Koop, Reinhard Rawe, Marco Lutz. Foto: Oliver Knoblich